Eugenik: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Januar 2016, 00:19 Uhr
Englisch: "Eugenics"
Positionierung
Eugenik, wörtlich "Lehre vom schönen Geschlecht", ist ein Mind-Set, eine Wahrnehmungs- und Handlungs-Disposition, die aus dem Genotyp innerhalb einer Art einen angehobenen bzw. abgesenkten Wert des Individuums ableitet. Eugenik ist damit ein Schlüsselkonzept des Rassismus. |
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Im Bild des "Eugenics Tree" wird dies als Leitspruch/Motto "Eugenics is the self direction of human evolution" (Eugenik ist die Selbstbestimmung der menschlichen Evolution) zusammengefasst. Mutiert dieser Mind-Set zum Forschungsparadigma, so kann er den wissenschaftlichen Diskurs in sämtlichen Disziplinen transformieren. Die rechte Spalte zeigt die Transskription aus dem Bild: |
Eugenik und Kybernetik
Der potentiell alles-durchdringende Charakter der Eugenik macht sie zu einem Mega-Thema ähnlich der Kybernetik zwischen 1946 und 1953. Tatsächlich fanden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1911, 1922, und 1932) drei Internationale Eugenik-Kongresse, analog zu den späteren Macy-Konferenzen statt.
Als Mega-Trend ist die Eugenik also der historische Vorläufer der Kybernetik. Mehr noch, es ist der Übergang von einem zum andern keinesfalls eine lediglich strukturelle Mutation. Stattdessen handelt es sich um zwei wissenschaftshistorische Perioden mit verschiedenen Modellquellen für das jeweilige Menschenbild: Bezog die Eugenik ihre hypothetischen Mechanismen zunächst aus dem landwirtschaftlichen Züchterwesen, so bezog die Kybernetik in der Folge die ihren aus den maschinisierten nachrichtendienstlichen Arbeitsabläufen des 2. Weltkriegs.
Aus Sicht des beginnenden 21. Jahrhunderts stellen die Gründungs-Perioden von Eugenik und Kybernetik vor 100 bzw. 70 Jahren die ersten beiden Entwicklungs-Phasen des Menschenbildes des modernen Wissenschaftsbetriebs dar:
- Lebende Systeme, ihre Konstruktion und Transformation über Raum und Zeit
- Information, Konstruktion des psychischen und Integration des sozialen Raumes
Beide Begriffe sind heute in Vergessenheit geraten bzw. kommen im öffentlichen Diskurs nicht mehr vor. Daraus auf ihre Bedeutungslosigkeit zu schließen, wäre ebenso falsch, wie die Grundrechenarten nach Aufkommen des Taschenrechners für verzichtbar zu erklären; zwar wird noch gerechnet, eigentlich mehr denn je zuvor, doch tun das Rechenmaschinen im Verborgenen. In verblüffend analoger Weise konstituieren die beiden (vormaligen) Mega-Trends die begriffliche und konzeptionelle Infrastruktur des modernen Wissenschaftsbetriebs ohne Notwendigkeit einer Wahrnehmung der Forschergemeinde, der Scientific Community.
Für die Kybernetik ist der zugehörige öffentliche Diskurs mit Offenlegung der Prozesse und Geschäftsmodelle von Behörden bzw. Wirtschaftsunternehmen spätestens 2013 in Gang gekommen; sie kann also im Weiteren ausgespart werden. Die "vergessene" Eugenik indes ist im Wissenschaftsbetrieb derart unsichtbar geworden, daß sie schon als Teil der Wissenschaften selbst wahrgenommen, sprich: übersehen wird. Doch wie im Falle des ptolemäischen Weltbilds wird zu gegebener Zeit eine kopernikanische Wende die erkenntnishemmende Wirkung der Eugenik eliminieren und die Komplexität der jeweiligen Modelle auf ein handhabbares Maß reduzieren.