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Soviel ich weiß, berichtet uns die Geschichte nichts, das für den menschlichen Verstand so entehrend ist, wie die heutige Vorstellung, daß das kaufmännische: "''Kaufe auf dem billigsten und verkaufe auf dem teuersten Markt''" ein förderlicher Grundsatz der Volkswirtschaft sei oder unter irgendwelchen Umständen sein könnte. "''Kaufe auf dem billigsten Markt''" - jawohl; aber was machte deinen Markt billig? Holzkohle mag billig sein unter deinen Dachsparren nach einem Brande, und Ziegel mögen billig sein auf deinen Straßen nach einem Erdbeben; aber Feuer und Erdbeben sind darum doch keine nationalen Wohltaten. "''Verkaufe auf dem teuersten Markt''" - ja, gewiß; aber was machte deinen Markt teuer? Du verkauftest dein Brot heute gut; an einen sterbenden Mann, der dir seine letzte Münze dafür gab und nie wieder Brot nötig haben wird? oder an einen Reichen, der morgen dein Pachtgut über deinen Kopf weg-kaufen wird? oder an einen Soldaten, der auf dem Wege ist, die Bank, in der du dein Vermögen - niederlegtest, zu plündern? Darüber kannst du nichts wissen. Eins nur kannst du wissen: nämlich ob dein Handeln gerecht und redlich ist, und darum allein mußt du dich bekümmern und sicher sein, daß du das Deinige getan hast, schließlich in dieser Welt einen Zustand der Dinge zu ermöglichen, der nicht in Raub und Tod endet. | Soviel ich weiß, berichtet uns die Geschichte nichts, das für den menschlichen Verstand so entehrend ist, wie die heutige Vorstellung, daß das kaufmännische: "''Kaufe auf dem billigsten und verkaufe auf dem teuersten Markt''" ein förderlicher Grundsatz der Volkswirtschaft sei oder unter irgendwelchen Umständen sein könnte. "''Kaufe auf dem billigsten Markt''" - jawohl; aber was machte deinen Markt billig? Holzkohle mag billig sein unter deinen Dachsparren nach einem Brande, und Ziegel mögen billig sein auf deinen Straßen nach einem Erdbeben; aber Feuer und Erdbeben sind darum doch keine nationalen Wohltaten. "''Verkaufe auf dem teuersten Markt''" - ja, gewiß; aber was machte deinen Markt teuer? Du verkauftest dein Brot heute gut; an einen sterbenden Mann, der dir seine letzte Münze dafür gab und nie wieder Brot nötig haben wird? oder an einen Reichen, der morgen dein Pachtgut über deinen Kopf weg-kaufen wird? oder an einen Soldaten, der auf dem Wege ist, die Bank, in der du dein Vermögen - niederlegtest, zu plündern? Darüber kannst du nichts wissen. Eins nur kannst du wissen: nämlich ob dein Handeln gerecht und redlich ist, und darum allein mußt du dich bekümmern und sicher sein, daß du das Deinige getan hast, schließlich in dieser Welt einen Zustand der Dinge zu ermöglichen, der nicht in Raub und Tod endet. | ||
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Aktuelle Version vom 7. Februar 2016, 18:57 Uhr
Quelle
Unto This Last, John Ruskin, 1860 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).