Bruno Contrada: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. Februar 2015, 12:52 Uhr
Biographie
Bruno Contrada, geboren 1932 in Neapel.
Contrada kommt als 30-Jähriger in den Polizeidienst nach Palermo, wo er im Laufe der Jahre Chef der Mordkommission des Polizeipräsidiums und dann der für den Kampf gegen die Mafia verantwortliche Vize-Polizeipräfekt wird.
In der Mafia-Hochhurg Palermo werden Mafia-Spitzel im Staatsapparat immer wieder vermutet. Gegenüber Bruno Contrada bleibt der unter Kollegen schon Anfang der 80er-Jahre entstehende Verdacht besonders konstant. Auch Giovanni Falcone fehlten handfeste Beweise, um gegen ihn vorzugehen. Neben seinem Amt in der Polizei ist Contrada der erste Mann des zivilen Geheimdienstes SISDE in Sizilien, der dritte in der nationalen Rangfolge. Damit hat er Zugang zu Geheiminformationen und steht in unmittelbarem Kontakt mit den Politikern in Rom. Contrada ist Mitglied der mächtigen Elite-Freimaurerloge Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Wer in Sizilien Rang und Namen hat, ist hier organisiert.
Als 1992 in Italien das große Aufräumen beginnt und ehemalige Mafiosi den Ermittlern gegenüber Namen der Doppeispieler im Staatsapparat nennen, hat auch Contradas Stunde geschlagen.
Er wird beschuldigt, Verhaftungen von Mafiosi verhindert zu haben, indem er geplante Polizeiaktionen der Mafia vorher mitteilte; auch soll er geheime, den Mord an Giovanni Falcone und Paolo Borsellino 1992 ermöglichende Informationen weitergegeben und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindert haben. 31 Monate verbringt er in Untersuchungshaft. 35.000 Seiten umfassen die Prozessakten, zehn geständige Mafiosi beschuldigen ihn, getrennt voneinander, mit der Mafia gemeinsame Sache gemacht zu haben.
Nach der Verhaftung Contradas im Dezember 1992 verteidigt ihn allzu lautstark der nationale Polizeichef Vincenzo Parisi, einige Jahre zuvor Chef des SISDE: Contrada sei ein braver Staatsdiener, nur durch die Umstände in Sizilien dazu geführt, "sich die Hände schmutzig zu machen". In seltener Offenheit räumt der Polizeichef damit die Notwendigkeit "schmutziger Tätigkeit" dieser Art für einen hohen Staatsfunktionär ein. Contrada weist allerdings im Prozess dann weit von sich, jemals "schmutzige" Aufträge angenommen zu haben, "die seien ihm immer zu gefährlich gewesen". Parisi ist inzwischen — plötzlich — gestorben und kann seine Angaben im Prozess nicht mehr vertiefen.
Der Staatsanwalt stellt fest, dass Contrada mit dem Wissen und der Deckung durch hohe Politiker und Staatsbeamte aktiv war. Genannt werden der Ex-Innenminister Antonio Gava, 1995 ebenfalls wegen mafioser Aktivitäten angeklagt. Polizeichef Vincenzo Parisi und ein anderer Exchef des SISDE, Riccardo Malpica, angeklagt wegen Veruntreuung hoher Summen von Staatsgeldern.
Der Contrada-Prozess gilt als ein Anfang zur Aufdeckung der obskuren Umtriebe der Geheimdienste mit der Mafia, die auf die eine oder andere Weise in allen politischen Mafia-Morden aufgetaucht sind. Doch der Prozessverlauf spiegelt die schwierige Lage wider, vor der die Gerichte mit angeklagten hohen Geheimdienstfunktionären, oder wie im Fall Andreotti mit Politikern, oft genug stehen: Geheimpolitik tut alles, um der Justiz keine Beweise für ihr kriminelles Tun zu hinterlassen.
Am 5. April 1996 wird Contrada in erster Instanz wegen Begünstigung der Mafia zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Im Mai 2001 wird er in der zweiten Instanz freigesprochen. Im Dezember 2002 entscheidet das Kassationsgericht, den Freispruch aufzuheben und ordnet die Wiederaufnahme des Berufungsprozesses an.