Sommerausstellung LebensART 2023 (Vernissage)
- Laudatio
Thomas Mann: ,,Man soll machen, was einem Freude verheißt - es besteht die größte Wahrscheinlichkeit, dass es auch der Welt eine Freude machen wird."
Damit ist eigentlich schon alles über die heutige Ausstellung hier gesagt.
Hier treffen sich also Menschen. Individuen. Menschen, also Leben. Deshalb können wir uns hier gegenseitig begrüßen zur LebensART:
Kunst also - selbst gemacht, selbst erarbeitet. Auseinandersetzung mit dem Material mit der Farbe, mit der Leinwand. Das Wunderwerk, wenn die Idee aus dem Kopf zu einem Bild auf der Leinwand wird.
Individueller, urpersönlicher, intimer geht es nicht. Marie von Ebner-Eschenbach war ja überzeugt, dass die Beziehung einer Künstlerin, eines Künstlers zu seinem Werk noch enger ist als die Beziehung einer Mutter zu ihrem Kind. Ganz, ganz nah also.
Und dann entlasst man das Werk, das Kind, in die Welt. ,,Als war's ein Stuck von mir", konnte man an Carl Zuckmayer denken, aber das Werk entwickelt dann sein Eigenleben, das Bild, die Plastik ist jetzt allein da.
Und es kommen andere Menschen, Betrachterinnen und Betrachter und setzen sich damit auseinander. Neugierig, erfreut, skeptisch. Wie auch immer Emotionen von Menschen, fur Menschen.
Ein wunderbarer Kreislauf. Wie es eben viele viele Kreislaufe gibt, die uns die Natur bietet. Und das Besondere: Wir schaffen selbst welche. Und das ist und bleibt spannend.
Und, da müssen wir ja schon sagen: Donnerwetter, und das alles ohne Künstliche Intelligenz. Bei aller Hochachtung der Leistungen der Künstlichen Intelligenz - das Schöpferische des Menschen ist und bleibt ein Höhepunkt der gesamten. Ganz gleich, ob es um Malerei, um Bildhauerei, um Musik oder um Dichtung und Literatur geht. Kreativitat heißt das Zauberwort.
Die Kreativitat des einzelnen Menschen, das heißt: Ein Individuum wird kreativ. Aus sich selbst.
Interessant übrigens eine groß angelegte Internationale Studie, die in England veröffentlicht wurde. Sie ist ernüchternd. Jedenfalls ernüchternd für diejenigen Künstlerinnen und Künstler, die überzeugt waren, mit Drogen aller Art und Alkohol ihre Kreativität zu fördern.
Die Meinung des amerikanischen Literaturnobelpreisträgers von 1950, William Faulkner, ist damit widerlegt. Faulkner meinte, seine dichterische Inspiration entstehe durch 99 % Whisky und 1 % Schweiß.
Der erwähnten Studie entnehmen wir auch, dass Kreativität sich ergibt aus den Einstellungen, den Emotionen und den Erwartungen, die ein Mensch in dem Moment habe, in dem er vor einer kreativen Herausforderung stehe.
Der Mensch also ist es, der das Werk ersinnt, erdenkt, erschafft. Und dann, im günstigsten Fall: Hier im Sinsheimer Rathaus ausstellt. LebensArt mit Kraichgau-Feeling. Jedes Kunstwerk ist es wert, dass man sich damit auseinandersetzt. Dann beginnt nämlich erst das Kunsterlebnis, besser, das eigene Kunsterleben.
Ich habe es an dieser Stelle schon mehrmals gesagt: Es ist schade, dass man nicht auf die einzelnen Werke eingehen kann, sie hätten es verdient. Geht halt leider nicht. Aber man sieht immer wieder interessante Entwicklungen. Unserer Hildegard Meny ist es wohl auch bei den sommerlichen Lebens-Art- Überlegungen ganz schon heiß geworden, was man an dem sich öffnenden Kleid sehen kann, also auf dem Bild.
Und dann: Die Socken des armen Poeten. Da stellt man doch zufrieden lächelnd fest: Nichts ist unmöglich.
Sage ja niemand, Socken seien grundsätzlich langweilig. Zwei Wirtschaftsstudenten der Uni Mannheim hatten da vor einem Jahrzehnt eine Idee, nachdem sie keine geeigneten Socken für ihre Sneakers fanden. Sie gründeten ein Start Up-Unternehmen, ließen individuelle Socken produzieren und haben jetzt einen Versandhandel für Socken und zwischenzeitlich auch Unterwäsche mit über 200 Mitarbeitern. Und weil sie auch die Geselligkeit lieben, haben sie in Mannheim ein gemütlich-modernes Cafe eröffnet, bekannt das alles unter dem Namen ,,Snocks".
Was fasziniert uns eigentlich? Auf jeden Fall das Überraschende, das Unerwartete. Wir wissen nicht, was dabei herauskommt, wenn wir die Künstliche Intelligenz beauftragen, uns etwas Überraschendes zu präsentieren. Kann das nicht vielleicht das Leben nicht doch selbst besser? Oder haben Sie schon mal ein Pferd mit in die S-Bahn genommen. Viele werden es gelesen haben, in der S-Bahn in Stuttgart-Fellbach ist das in der letzten Woche geschehen. Warum das Pferd dann wieder ausstieg, wurde nicht so deutlich, aber eine gewisse Faszination löst doch alles aus, was überraschend ist. Kann man so etwas speichern? Oder kommt so etwas nur aus der menschlichen Fantasie? Das vollkommen unerwartete? Auch auf der Leinwand etwa? Der Pfau, der unter Wasser sein Rad schlägt?
Hochachtung vor allen künstlerisch, kreativ tätigen Damen und Herren. Die Frage darf im Bild gar nicht aufkommen: Warum? Malen und gestalten Sie gleich so deutlich und aussagestark, dass der Betrachter denkt: Ja, warum nicht?
Ist eine Idee durchgeknallt? Oder einfach nur fantastisch? In der Kunst, in der Literatur, in der Musik. Mit wie viel Aufwand hat man mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Bruchstücke von Beethoven zu seiner zehnten Symphonie zu einem Werk gemacht und publikumswirksam angekündigt.
Vor zwei Jahren fand die Aufführung statt. ich möchte hier nicht langwierig auf Details eingehen: Man war sich einig: Das Ergebnis war ernüchternd. Oder haben Sie andere Erfahrungen? Vielleicht eine CD davon, die Sie regelmäßig anhören...
Ich möchte zum Abschluss nochmals eines klarstellen, ich will kein Plädoyer gegen die insgesamt sehr wichtige Künstliche Intelligenz halten. Im Gegenteil, ich möchte etwas anderes: Ich möchte alle diejenigen, die irgendwie kreativ, künstlerisch aktiv sind, animieren, Mut zu haben, Ideen zu verwirklichen, Mut zu haben, im wahrsten Sinne des Wortes fur Überraschungen zu sorgen, beim Malen, beim Gestalten, beim Formen, in der Musik und in der Literatur.
Das Unvorhergesehene verblüfft, erfreut, zaubert uns ein kleines Lächeln ins Gesicht. Und ein solches Lächeln steht jedem Gesicht.
(Sinsheim, 15. Mai anno domini 2023 Franz Anton Bankuti)
- Künstler- und Werksverzeichnis
Künstler | Herkunft | Titel | Technik |
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Ilse Beer | Kraichtal-Menzingen | Sessel mit Hut | Acryl |
Ilse Beer | Kraichtal-Menzingen | Hundertwasserhaus | Aquarell |
Franz Blaser | Eppingen | QBIG-Haus in HN | Fotografie |
Franz Blaser | Eppingen | Dänische Idylle | Fotografie |
Christiane Ditte | Sulzfeld | Landleben | Pastellkreide |
Ute Dopf | Kraichtal-Menzingen | Rot-Blau-Gelb-Landschaften | Acryl |
Ute Dopf | Kraichtal-Menzingen | Landschaft | Acryl |
Sandra Harms | Gemmingen | Sehnsucht Meer | Resin Mixed Media |
Sandra Harms | Gemmingen | Golden Beach | Resin Mixed Media |
Mabel Münz | Eschelbronn | Sommerblüten | Acryl |
Mabel Münz | Eschelbronn | Sommerfrische | Acryl |
Doris Pensch | Waibstadt | Ausruhen | Aquarell |
Doris Pensch | Waibstadt | Abendstimmung | Aquarell |
Annegret Reiner | Sinsheim | Rothenburg ob der Tauber | Aquarell |
Annegret Reiner | Sinsheim | Blumengebinde | Aquarell |
Gulfira Stemper | Daisbach | Sitzender Rocky | Skulptur |
Gulfira Stemper | Daisbach | Büste | Ton |
Brigitta Thiele | Sinsheim | Frühling | Aquarell |
Brigitta Thiele | Sinsheim | Sonnentag | Aquarell |
Alexandra Tasios | Sinsheim | Der Sturm zieht auf | Öl |
Annerose Hassert | Sinsheim | In Erwartung | Ton |
Annerose Hassert | Sinsheim | Durchblick | Steatit |
Tine Hassert | Sinsheim | Aspirationalist | Foto/Zeichnung |
Tine Hassert | Sinsheim | Kindness is magic | Foto/Zeichnung |
Friedl Hecker | Eppingen | In sich geborgen | Aquarell |
Friedl Hecker | Eppingen | Von der Sonne durchwoben | Aquarell |
Meike Hille-Blaser | Eppingen | Follow me | Acryl |
Meike Hille-Blaser | Eppingen | Wanderung | Acryl |
Annemarie Mack | Eppingen | Waldlichtung | Aquarell |
Annemarie Mack | Eppingen | Dorf im Kraichgau-Zaisenhausen | Aquarell |
Hildegard Meny | Sinsheim-Weiler | Das blaue Kleid | Acryl |
Hildegard Meny | Sinsheim-Weiler | Erinnerung an Valdemosa | Öl |
Michael Thoennes | Villingen-Schwenningen | Wir schaffen das | Aquarell |
Michael Thoennes | Villingen-Schwenningen | Erfüllung | Aquarell |
Joachim Weisch | Kraichtal | Die Socken des armen Poeten | Aquarell |
Joachim Weisch | Kraichtal | Archaisches Stillleben | Aquarell |
Jürgen Wolfmüller | Eppingen | Würfel über Kreuz | Holz lackiert |