|
THYSSEN:
- Mein lieber Krupp, wir haben‘s aufgefangen,
- beinah wär’ das ins Aug’ gegangen,
- gerettet ist noch mal das Kapital,
- doch wie verhindern wir ein nächstes Mal?
KRUPP:
- Nur keine Bange, lieber Thyssen,
- es gibt doch Hitler, wie sie wissen,
- der hat seit Jahren schon gespürt
- daß er mal brauchbar für uns wird.
- Eh schon wissen, Herr von Thyssen?
THYSSEN:
- Schwuppdiwupp, Herr von Krupp!
- Mein lieber Krupp, das hör ich gern,
- kümmern wir uns doch um diesen Herrn.
- Was hat er uns denn außerdem zu bieten,
- außer den Germanenmythen?
KRUPP:
- Zuerst statt Klassengegensatz
- entwickelt er die Rassenhatz.
- Untermenschen, und nicht wir, mein lieber,
- stehen dann dem deutschen Arbeiter gegenüber.
- Eh schon wissen, Herr von Thyssen?
THYSSEN:
- Schwuppdiwupp, Herr von Krupp!
- Das gefällt mir, sei‘n wir ehrlich.
- Da wird Demokratie entbehrlich!
- Wozu noch Lohnkampf, rote Fahnen?
- Wir sind doch schließlich alle Urgermanen!
KRUPP:
- Dann sind‘s nicht wir die unterdrücken,
- sondern die Juden und Bolschewiken,
- gegen die die Deutschen kämpfen müßten,
- weshalb wir für den Krieg jetzt rüsten.
- Eh schon wissen, Herr von Thyssen?
THYSSEN:
- Schwuppdiwupp, Herr von Krupp!
- Mein lieber Krupp, Sie sehn ich lache,
- das ist ja wirklich eine Bombensache!
- Mein Wahlspruch ist: "Jedem das Seine!"
- ich denk an Polen und die Ukraine.
KRUPP:
- Mein lieber Mann, wenn Sie mich fragen,
- so kann ich nur "Heil Hitler" sagen.
- Los machen wir die Nazis stark,
- zunächst mit drei Millionen Mark!
- Eh schon wissen, Herr von Thyssen?
THYSSEN:
- Schwuppdiwupp, Herr von Krupp!
BEIDE:
- Sieg heil !
|
|
Quelle
Das Lied von Krupp und Thyssen, Proletenpassion, (Text: Heinz R. Unger, 1976).