Die Rahmenbedingungen des Masterplans (aus ISBN 978-3451309267)
Die konkreten Fragen des Masterplans lauten: Wie sind diese erneuerbaren Energieträger anzuordnen? Gehören alle Windanlagen nach Norddeutschland und alle Photovoltaik-Anlagen in den Süden? müssen wir nicht mehr Wasser- und Biomasse-Kraftwerke einsetzen, weil sie Strom stetiger, also gleichmässiger produzieren? Wieviel Speicher brauchen wir tatsächlich und gibt es diese Speicher überhaupt?
Um eine optimale Energieversorgung aufbauen zu können, müssen zunächst die Rahmenbedingungen beachtet werden. Das sind für mich Speicher, Transport, Wetter, Verfügbarkeit, Rolle der Wasserkraft, Rolle der Bioenergie.
Speicher
Für Stromspeicher gibt es viele technische Umsetzungen. Aber Speichern ist und bleibt auch in Zukunft die teuerste Möglichkeit, Strom zu nutzen. Speicherstrom ist zwei- bis dreimal so teuer wie direkt zu verbrauchender Strom. Dafür gibt es mehrere Grunde: Die Investitionskosten für die Speicherung sind ähnlich hoch wie die Kosten für die Produktionsanlagen von Strom. Die Speicheranlagen werden nur temporär gebraucht und kommen damit auf wenige Betriebsstunden. Die Verluste bei der Speicherung sind in der Regel hoch, es sei denn man speichert in modernen Batterien.
Transport
Der Stromtransport über Hochspannungsnetze und weite Strecken ist teuer. Das gilt vor allem, wenn neue und grosse Investitionen damit verbunden sind. Netze sind keine Speicher. Sie können nur Überschüsse in andere Regionen transportieren, aber das eben nur gleichzeitig. Netze werden noch teurer, wenn sie nur wenige Stunden im Jahr wirklich gebraucht werden. Auch der Transport von Strom ist mit grossen Verlusten verbunden.
Neue Stromautobahnen bringen keine echte Wertschöpfung. Das kann man am besten erklären durch einen Vergleich mit konventionellen Autobahnen: Wurde man alle Autobahnen so ausbauen, dass sowohl alle LKW als auch jeder Porsche selbst an einem Freitagnachmittag vor einem Oster- oder Urlaubswochenende mit Vollgas fahren konnten, hatte das vermutlich zehnspurige Fahrbahnen zur Folge. Angenehm für den Porschefahrer, schlecht für die Umwelt und schlicht unbezahlbar für den Staat. Im Normalfall kommt man mit zwei oder drei Spuren aus. Und daran sollte man sich orientieren – nicht daran, dass jeder zu jederzeit Vollgas geben kann. Doch genau das passiert im Moment in der Energiepolitik. Der geplante Netzausbau orientiert sich nicht an den Zielen der Energiewende, sondern am Ziel der Energiekonzerne, ihre Kohlekraftwerke weiterlaufen zu lassen. Die Stromautobahnen werden nur gebraucht, wenn man künftig Erneuerbare vollständig und dazu überschüssigen Kohlestrom nach Süden transportieren will.
Wetter
Es gibt selbstverständlich landesweit dominierende Hochdrucklagen und Tiefdruckgebiete ohne Sonne. Aber es ist selten, dass wirklich ganz Deutschland das gleiche Wetter hat. In den 800 Stunden im Jahr, in denen rund um die Nordsee Flaute herrscht, haben wir beispielsweise im Südschwarzwald zu 80 Prozent starken Wind.
Unterdurchschnittliche Winde im Norden (weniger als 5 Meter pro Sekunde) können leicht durch gute Windverhältnisse in Süddeutschland ausgeglichen werden. |
Verfügbarkeit
Wind und Sonne haben eine solitäre Verfügbarkeit. Sie stehen in ganz Deutschland zur Verfügung; das Potential übersteigt den Bedarf um ein Vielfaches. Die Produktion von Strom aus Wind und Sonne ist am günstigsten – und das langfristig. Daher nenne ich Wind und Sonne unsere Grundversorgungsenergien.
Wasserkraft
Grosse Wasserkraftanlagen können mit Wind und Sonne mithalten oder sogar günstiger produzieren. Aber ihre Einsatzmöglichkeiten in Deutschland sind begrenzt. Wasserkraft hat derzeit einen Anteil von drei Prozent an unserer Stromerzeugung. Der Anteil kann zwar noch ausgebaut werden, aber nur sehr eingeschränkt auf etwa fünf Prozent. Wir haben nicht die landschaftlichen Voraussetzungen von Norwegen, das sich fast ausschliesslich mit Wasserkraft versorgen kann.
Biorohstoffe
Strom aus Biogas zu erzeugen ist etwa 50 Prozent teurer als Strom aus Wind oder Sonne. Die Biorohstoffe sind begrenzt, müssen erst angebaut werden und stehen in Konkurrenz zu einem anderen Anbau.
Unter Berücksichtigung dieser Leitplanken kann man nun das optimale System unserer künftigen Energieversorgung aufbauen – den Kern meines Masterplans.