Es lebe der Sport!

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Von Herbert Wagner, Dielheim.
Ist das sportlich, wenn man jemand Sand in die Augen streut?

Wenn ihr diesen Text lesen könnt, hat euch niemand Sand in die Augen gestreut. „Jemand Sand in die Augen streuen“, diese Unsitte gab es schon in der Antike. Und, man höre und staune, sie hat ihren Ursprung im Sport. Sportlich gesehen war das damals durchaus verbreitet und fast legitim, wenn ein Wettkämpfer, der ganz vorne lag, seinem Verfolger Sand in die Augen gestreut hat.

Im 18. Jahrhundert waren Ringen, Fechten und Boxen populäre Sportarten. Gekämpft wurde mit harten Bandagen und für heutige Verhältnisse auch mit unsportlichen Mitteln. Es war gang und gäbe, dass sich die Wettkämpfer Sand, Schmutz und Staub in die Augen warfen oder Staub vom Boden aufwirbelten, sodass die Gegner nichts mehr sahen und leichter besiegt werden konnten.

Das ist schon eine ganze Weile her und nach heutigen Regeln ziemlich verpönt, aber auch nicht mehr ganz einfach, denn heute wird meistens in der Halle gerungen, gefochten oder geboxt. Und in modernen Hallen gibt es selten Sand, höchstens etwas Staub.

Staubaufwirbler gab es schon bei den Gladiatorenkämpfen. Schon damals hat oft der vorderste Wagen so viel Staub aufgewirbelt, dass die folgenden Wagen die Fahrbahn nicht mehr erkennen konnten.

Da es bei den antiken Olympischen Stadien noch keine Aschenbahnen und Tartanbahnen gab, wurde auf Sand gelaufen. Zum Glück barfuß, daher hielt sich das Modell „Sand in die Augen streuen“ in Grenzen. Da die Läufer aber nackt gelaufen sind, sorgte das auch ohne wirbelnden Sand für großen Wirbel. Meistens bei den zuschauenden Frauen. Frauen durften damals bei Olympischen Spielen nicht teilnehmen, schon gar nicht nackt. Das durften sie zuerst 1900 in Paris. Natürlich ordentlich verhüllt, in schon damals modischer Sportbekleidung.

Aber zurück zur Neuzeit und zum Fußball. Hier haben die Schiedsrichter oftmals einen schweren Job. Sie werden aufs Übelste beleidigt. Hier ein paar gängige Schmährufe:

„Du brauchst eine Brille!“ (Wird auch gerufen, wenn der Schiedsrichter eine aufhat)

„Bist du blind?“ (Nicht so schlimm, denn im „Kölner Keller“ sitzen 6 Videoassistenten vor 6 Monitoren und die sehen fast immer alles)

„Dir haben sie Sand in die Augen gestreut!“ (Ist schwierig, da meistens auf Rasenplätzen gespielt wird)

„Hast du Tomaten auf den Augen?“ (Woher kommt dieser Spruch?) «Tomates en los ojos», was so viel heißt wie «Tomaten auf die Augen» Und so lautete oftmals das Urteil der Richter für Verräter, Diebe und Ehebrecher. Den so Verurteilten wurden dann wochenlang Tomaten vor die Augen gebunden und alle Bewohner der Stadt wussten sofort über die Verbrechen der Übeltäter Bescheid. Da hat es heute ein Schiedsrichter wesentlich einfacher. Der hat maximal 90 Minuten Tomaten auf den Augen.

Manchmal fliegen sogar Wurfgeschosse aufs Spielfeld. Das ist gefährlich, und mancher Schiedsrichter würde am liebsten seinen Kopf in den Sand stecken, wie der Vogel Strauß. Dass ein Strauß bei Gefahr seinen Kopf in den Sand steckt, ist eine Legende. Der denkt überhaupt nicht daran, seinen Kopf in den Sand zu stecken. Das macht nur die Knoblauchkröte. Die verbuddelt sich tagsüber sogar komplett im Sand.

Ein Blick auf meine Sanduhr. Es ist bereits nach Mitternacht. Ich sehe alles etwas verschwommen. Schuld ist wieder einmal das Sandmännchen. Das kam schon, als ich ein kleines Kind war und nicht ins Bett wollte. Dann hat es mir eine Handvoll Sand in die Augen gestreut. Vielleicht ist auch das der Ursprung des Sprichworts: „Jemand Sand in die Augen streuen“.

In diesem Sinne, bleibt hoffnungsvoll gelassen und seid auf der Hut, dass euch niemand Sand in die Augen streut.