Macht

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Folgt nicht daraus, daß das Wesen des Reichtums in Macht über Menschen besteht, daß der Reichtum um so größer ist, je edler und zahlreicher die Personen sind, über welche er Macht hat? Vielleicht möchte sogar nach einiger Überlegung erhellen, daß die Menschen selbst der Reichtum sind, - daß die Goldstücke, mit denen wir sie zu leiten gewöhnt sind, in Wirklichkeit nichts mehr als eine Art byzantinischen, für barbarische Augen sehr glänzenden und schönen, Pferdeschmuckes und Staatsgeschirrs sind, mit dem wir die Geschöpfe im Zaum zu halten pflegen und daß, wenn dieselben lebendigen Wesen ohne das Reiben und Rasseln der Goldmünzen in Mund und Ohren geleitet werden könnten, sie selbst wertvoller sein möchten, als ihre Zügel. In der Tat, wir können noch entdecken, daß die wahren Adern des Reichtums purpurn, - nicht im Felsen, sondern im Fleische - sind, vielleicht sogar, daß das letzte Ziel und die Vollendung allen Reichtums in der Erzeugung so vieler vollatmigen, helläugigen, frohherzigen menschlichen Wesen, als möglich, besteht. Unser moderner Reichtum hat, meine ich, einen Hang nach der entgegengesetzten Richtung.

Nichtsdestoweniger steht es ernsthafter Frage offen - die ich der Erwägung des Lesers überlasse -‚ ob sich nicht in der nationalen Produktion diejenige von Seelen guter Qualität schließlich als eine der allervorteilhaftesten herausstellen wird? Ja, ich kann mir vorstellen, daß England in einer fernen, noch ungeträumten Stunde alle Gedanken an besitzenden Reichtum zu den barbarischen Völkern, unter welchen sie zuerst entstanden, zurückwirft, und daß, während noch der Sand des Indus und der Diamant Golkondas die Schabracken des Streitrosses erstarren macht und an dem Turban des Sklaven blitzt, England als eine christliche Mutter endlich die Tugenden und Schätze einer heidnischen Mutter erreicht und fähig ist, auf ihre Söhne weisend zu sagen:

"Das sind meine Juwelen."

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Quelle

Unto This Last, John Ruskin, 1860 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).