Mario Merlino

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Mario Merlino, geboren 1944.

Biografie

Der Philosophiestudent Merlino ist Ende der 60er-Jahre erst militanter Anhänger von Ordine Nuovo, dann in der kaum andersartigen rechtsextremen Avanguardia Nazionale rechte Hand des führenden Rechtsradikalen [[Stefano delle Chiaie] in Rom. Er verbringt jeden Sommer in München und Frankfurt. Als er zwischen 1965 und 1966 sechs Monate in Deutschland bleibt, erzählt er, ein geheimes Ausbildungslager, organisiert von deutschen Neonazis von "Nazione Europa", besucht zu haben. Mit dem Geheimdienst arbeitet er in Fragen der Bekämpfung der Linken über Infiltration in ihren Gruppen zusammen. Nach einer Schulung bei der Militärjunta in Griechenland 1968 lässt er sich Haare und Bart wachsen, verändert seine Kleidung und gründet mit einem anderen Neofaschistischen und dem wirklichen Anarchisten Pietro Valpreda den anarchistischen Zirkel XXII. März, dessen Mitglieder dann auf seine Anregung hin Molotow-Cocktails werfen, Autos anzünden und linke Studentendemonstrationen stören — Aktionen, die von der konservativen Presse als "blinde Gewaltakte der von der PCI manipulierten Extremisten" charakterisiert werden und damit zur beabsichtigten Diskreditierung der KP beitragen. Als Studenten die Gruppe als Provokateurstruppe identifizieren, muss sie aufgelöst werden. Merlino versucht den Anschluss an maoistische Gruppen, wird von deren Mitgliedern aber enttarnt.

Die Begegnung mit Valpreda führt Merlino zum Höhepunkt seiner Karriere als ganz gewöhnlicher Agent Provocateur. Ihm ist es zu verdanken, dass der unschuldige Valpreda als Bombenleger des Attentats an der Piazza Fontana angeklagt wird und über Jahre die Ermittlungen fehlgeleitet werden.

Nachdem Merlino 1979 zu vier Jahren Gefängnis wegen Beteiligung am Bombenattentat auf die Landwirtschaftsbank verurteilt wird, spricht ihn das Revisionsverfahren wieder frei. Letzte Meldung über Merlino ist, dass er als Lehrer in Rom lebt.

(aus: Regine Igel, 2006: Terrorjahre)