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- Frei sind wir, so frei wie nie!
- Das macht die Demokratie.
- Jeder Wunsch wird dem erfüllt,
- der wohl laut genug gleich brüllt.
- Weil die Wahl ins Haus bald steht,
- mancher durch die Straßen geht,
- was er für uns plant, erzählt,
- nur, damit man ihn auch wählt.
- Also gebt ihm Wünsche an,
- dass er sie erfüllen kann.
- Denn er will, dass man ihn liebt,
- bei der Wahl die Stimme gibt.
- Er studiert' wohl Politik,
- doch für's Leben keinen Blick;
- denkt, dass er es fertig bringt,
- jedem schnell das Glück erzwingt.
- Demnächst ist ja wieder Wahl;
- die Entscheidung, eine Qual!
- Er steh' hier, ja, schaut ihn an,
- weil er uns versprechen kann:
- "Schaut zum Beispiel, und ihr seht,
- wie es Vegetariern geht;
- strahlen sie nicht wie im Mai?
- Auch Veganer sind dabei."
- "Fleischlosessern und Vegan
- sieht das Glück von fern man an.
- Darum machen alle mit:
- Veggie-Tage halten fit!"
- "Euer Glück, das kenn' nur ich,
- drum verlasst euch ganz auf mich.
- Ja, ich weiß, was gut euch tut,
- macht ein Kreuz bei mir; nur Mut."
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- "Die Gesetze, die ich schreib',
- passen ganz auf euren Leib.
- Jeder findet so sein Glück;
- und danach gibt's kein Zurück."
- "Da, wo ich entschieden hab',
- beißt die Maus kein' Faden ab.
- Jeder, der heut' zu mir hält,
- hat sein Glück durch mich erwählt."
- "Gérechtigkeit wird sozial,
- so dass jeder, ganz egal
- was er tut, dasselbe kriegt.
- So wird Ungleichheit besiegt."
- "Als Belohnung kriegt ihr dann
- einen Topf Marihuan',
- der das Leben sehr verschönt.
- Danach habt ihr euch gesehnt."
- "Und wer das für wichtig hält,
- dass ich schaffe Glück der Welt,
- hilft mir gerne, Schritt für Schritt.
- Kommt doch her, helft alle mit."
- "Darum wählt mich, liebe Leut';
- ich versprech' Zufriedenheit.
- Malt das Kreuzchen gleich bei mir,
- dann bleib' ich noch lange hier."
- Wer so spricht, der hat im Blick
- nur sich selbst, damit ganz dick
- er besorgt sein Wohlergeh'n,
- denn im Parlament ist's schön.
- Diese Glücksinflation,
- spricht dem wahren Leben Hohn;
- zwar sie gern versprochen wird,
- doch wer's glaubt, hat sich geirrt.
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- Doch ist Freude nicht weit her,
- Glück zu zwingen fällt recht schwer.
- Mundes Winkel hängt herab;
- Lachen kommt ein bisschen knapp.
- Wer will so altr(u)istisch sein?
- für mein Glück sich setzen ein?
- Warum tut das jemand heut'
- Glaubt ihr wirklich ihm, ihr Leut'?
- Manchmal frag' ich, wo ich bin;
- gehe ich zur Arbeit hin,
- - auch, wenn ich die Arbeit mag -
- ist vorbei ein ganzer Tag.
- Zeit ist ein Vermögen wert.
- Doch hier ist die Welt verkehrt.
- Geh' zur Arbeit, bleib' zu Haus,
- jeder kriegt das selbe raus.
- Wählen gehen, mein Begehr,
- selbst entscheiden - nicht zu schwer.
- Ich pfeif' auf den guten Rat,
- den man mir gegeben hat.
- Nun denk ich von spät bis früh,
- wie kann jemand, der mich nie-
- mals bisher gesehen hat,
- sagen, dass an meiner Statt
- er genau weiß, was ich brauch?
- Denn das weiß ich selber auch.
- All das wäre ja ganz toll!
- Nimmt der nicht den Mund zu voll?
- Jeder kann doch selber nur
- auf die ihm gemäße Tour
- sein des eig'nen Glückes Schmied.
- Seht ihr jetzt den Unterschied?
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