Verhandlung Thiers – Moltke

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THIERS (tritt mit weißer Fahne auf)
Alo? Ist ‘ier wer zu ‘aus?
ich bin der weggejagte Chef von France,
ein Rendevous, ich bitte sehr
alo? Mon General? Ich bin Monsieur Thiers.
MOLTKE
Umsonst wird es doch heißen nicht:
So schnell schießen die Preußen nicht.
THIERS
Mon General, sie müssen wissen:
Unsere Lage ist beschissen.
MOLTKE
Hast du Probleme, die dich quälen,
komm, leg sie hier auf den Tisch.
Und die Zeit, und die Zeit, und die Zeit
nimmt sie fort ...
THIERS
Und was sie auch noch wissen müssen:
die Kommunarden sind Kommunisten!
Und darum haben wir uns endlich entschieden,
wir machen endlich unsern Frieden,
wir sind ja Brüder, Herr von Moltke,
der wahre Feind, der ist im Volke.
MOLTKE
Det wird den Bismarck freujen, ehrlich,
denn der findet‘s auch jefährlich.
THIERS
Drum seid so gut, ihr lieben Brüder,
gebt uns die Kriegsgefangenen wieder,
die bei Sedan ihr einkassiert habt,
als ihr den Kaiser arretiert habt.
Wir brauchen Heere und Gewalten,
den Kaiser könnt ihr euch behalten.
Wofür ich euch, bei meiner Seel‘, laß
sowohl Lothringen als auch Elsaß.
MOLTKE
Der Handel gilt, wir schreiben alles nieder,
adieu, Herr Thiers, beehren sie uns bald wieder.

Quelle

Die Pariser Kommune 1871, Proletenpassion, (Text: Heinz R. Unger, 1976).