Wer hängt der Katze ... (Gisela Kibele 2014)

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Eine alte Legende, nacherzählt


Auf einem Bauernhof lebt im Keller eine Mäusefamilie. Schön und gesund sind die Tiere,
hübsch anzusehen, das Fell glänzt. Sie leiden keine Hungersnot, denn auf einem Bauernhof
finden Mäuse überall etwas zu fressen. Sie sind ja auch nicht sehr wählerisch.
Heute sitzen sie zusammen und klagen über ihre größte Sorge: die Katze. Die Katze
schleicht überall herum, selbst in den kleinsten Winkeln auf dem Heuboden muss man
mit ihr rechnen. Wenn man sie sieht, ist es meistens schon zu spät. Die Katze setzt
sich so schlau vor das Versteck, dass es für ein Mäuschen kein Entkommen mehr gibt.
Jetzt denken alle nach, wie man der Katze entkommen kann. Ein Mäusejunge macht den
Vorschlag: „Ich laufe ganz leise, dann hört mich die Katze vielleicht nicht.“ Ein
anderes Mäuschen hat die Idee: „Wir suchen nur noch bei Nacht etwas zu essen, dann
sieht uns die Katze vielleicht nicht.“ Eine weitere Möglichkeit ist: „Wir bleiben
hier im Keller, vielleicht kann dann die Katze nicht reinkommen.“ Als die Mäuse über
die Vorschläge nachdenken, merken sie, dass es so nicht gehen kann, denn die Katze
ist ja nicht dumm.
Plötzlich schreit ein Mäuschen: „Ich weiß, ich weiß wie es geht. Wir hängen der Katze
ein Glöcklein um den Hals. Wenn sie dann kommt, hören wir sie schon von weitem und
können uns in Sicherheit bringen!“ „Das ist eine tolle Idee.“ „So machen wir das.“
„Dann wissen wir rechtzeitig, wenn die Katze auf dem Weg ist.“ „Keins von uns muss
mehr Angst haben, wenn wir Hunger haben.“ „Klasse!“ „Toll!“
Ein Mäusemädchen, das bis dahin nur zugehört und kein Wort gesagt hat, meldet sich,
als die anderen zur Ruhe kommen. Es fragt in die Runde: „Ja, gut, aber wer hängt der
Katze das Glöcklein um den Hals?“
Auf einmal sind alle ganz still. Eins flüstert: „Ich nicht.“ Und ein anderes sagt:
„Ich auch nicht.“
Da sagt das Mäusemädchen: „Ja, und was machen wir dann?“
So ist es oft im Leben. Auch wenn Menschen in Not sind, bleiben viele ratlos und keiner
will als erster etwas unternehmen. In der Gemeinde wollen wir zusammenhalten, und so
finden wir oft mit Gottes Hilfe eine Lösung, wo es scheinbar keinen Ausweg gibt. Viel-
leicht auch für die Mäuschen mit ihrer Idee von der Glocke….


– Da die Mäuse noch bei der Besprechung sind, kamen sie nicht vor die Kamera
( Bild folgt).


Beim Verlassen der Besprechung eine Woche später konnten
zwei der Mäuse tatsächlich noch fotografisch erfasst werden.



Rechte

© 22. April 2012 Gisela Kibele

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