Überfluß

Aus phenixxenia.org
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Wenn es nach gebührlichem ehrlichen Nachdenken über diese Dinge den Anschein hat, daß die Art des Daseins, zu der die Menschen jetzt duich jede Fürsprache des Mitleids und jede Forderung des Rechtes aufgerufen werden, wenigstens eine Zeitlang kein Leben des Überflusses sein kann, so laßt uns bedenken, ob einer von uns sich Überfluß, selbst wenn wir annehmen, er wäre unschuldig, wünschen würde, wenn wir um uns her klar das Leiden sähen, welches ihr in der Welt begleitet. In der Zukunft ist wirklich Überfluß möglich, - unschuldiger und vollkommener Überfluß für alle und durch alle; aber heute können ihn nur die Unwissenden genießen; der Grausamste könnte nicht an reicher Tafel sitzen, wäre er nicht geblendet. Hebe kühn den Schleier; sieh ins Licht, und wenn jetzt das Licht des Auges nur durch Tränen, das Licht des Körpers nur durch Sackleinwand dringen kann, so gehe hin und weine und trage edlen Samen, bis der Tag kommt und das Reich, wenn Christi Brotbrechen und Friedensvermächtnis "diesem letzten" werde "gleichwie dir"; wenn es für die verstreuten Scharen der Gottlosen und der Müden eine heiligere Versöhnung gibt, als die enge Wohnung und das stille Haus, wo die Bösen aufhören, - nicht zu leiden, aber leiden zu machen - und wo die Müden Ruhe finden.

Quelle

Unto This Last, John Ruskin, 1860 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).