Die Frühphase des Systemkampfes (aus ISBN 978-3451309267)
Um zu verstehen, wie der Kampf der Systeme geführt wird, hilft es, chronologisch nachzuvollziehen, mit welchen Argumenten das alte System seit den Anfängen der Erneuerbaren Energieerzeugung das neue System an dessen Entwicklung zu hindern versucht hat. Es ging von Beginn an darum, die eigenen Geschäftsinteressen zu verschleiern hinter Argumenten aus dem wissenschaftlichen, politischen, sozialen und sogar dem Bereich des Naturschutzes. Ziel war es stets gewesen (und ist es auch heute noch), Ängste vor dem Neuen zu schüren und dadurch mentale Blockaden zu erzeugen. In den Gründerjahren ging es gegen Windenergie, den angeblichen „Windmühlenwahn“. Landschaftsbildschützer, entweder mit ökonomischen Eigeninteressen oder romantisch verklärt, wurden im Sinne des Energie-Establishments instrumentalisiert.
Dann begann etwa im Jahr 2005 der Boom der Photovoltaik. Umgehend nahm die meinungsmachende Welle gegen Solarstrom Fahrt auf, bei der sich speziell das Institut RWI hervortat – nicht zu verwechseln mit RWE, aber in dieselbe Richtung argumentierend. Es ging darum, den Erfolg der Photovoltaik schlecht zu reden. Solarstrom sei wie Ananaszüchten in Alaska, sagte der damalige RWEVorstandsvorsitzende Jürgen Großmann. Der Spin war und ist bis heute stets, die Leute glauben zu machen, dass Solarstrom in Deutschland volkswirtschaftlicher Unfug sei. Es dauerte Jahre, aber dann war das Ziel erreicht. Die Einspeisevergütung für Photovoltaik wurde so beschnitten, dass ein Ausbau dieser umweltfreundlichen Energieerzeugung derzeit kaum noch möglich ist. Viele Photovoltaik- Unternehmen und Hersteller von Modulen in Deutschland sind in der Folge bankrott gegangen.
Doch richtig eng wird es für die Konzerne erst, seit nach dem Boom der Photovoltaik und in der Folge der AKW-Katastrophe von Fukushima die Politik in Bayern und Baden-Württemberg den Bau von Windanlagen ermöglicht.
Während sie das Geschäft des Lobbyismus gegen Erneuerbare seit vielen, vielen Jahren sehr professionell betreiben, kommen sie mit dem neuen System selbst, der dezentralen Erzeugung von Erneuerbarer Energie, überhaupt nicht zurecht. Der gemeinsame Anteil der vier Energiekonzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW auf dem Markt der Erneuerbaren beträgt gerade einmal fünf Prozent, rund 35 Prozent der regenerativen Anlagen befinden sich im Besitz von Privatpersonen und elf Prozent im Besitz von Landwirten. Laut einer Umfrage der Personalberatung LAB & Company geben inzwischen drei Viertel der Führungskräfte in der Energiewirtschaft zu, dass die deutschen Energiekonzerne die Energiewende verschlafen hätten und ihre aktuellen Geschäftsmodelle nicht überlebensfähig seien. Da ist es umso verständlicher, dass man sich gegen den Systemwechsel wehrt, so gut und so lange es geht.