Ohne Geist

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Der Polizist, der die Nacht lang in finsterer Gasse auf und abschreitet, die Schuld zu bewachen, die ihr dort schuft, dem in jedem Augenblick das Gehirn herausgeschlagen werden, der für sein Leben verstümmelt werden kann, ohne daß ihm jemals gedankt wird; der Seemann, der mit der Wut des Meeres ringt; der stille Gelehrte, der in sein Buch oder seine Phiole vertieft ist, der gewöhnliche Arbeiter, der ohne Lob und fast ohne Brot, sein Tagewerk erfüllt, wie eure Pferde eure Karren ziehen, hoffnungslos und von allen verachtet: das sind die Männer, durch die England lebt; aber sie sind nicht das Volk; sie sind nur dessen Körper und Nervenkrft und handeln noch aus alter Gewohnheit in krampfhafter Ausdauer, während der Geist entflohen ist. Unseres Volkes Wunsch und Begehren ist, amüsiert zu werden; unsere nationale Religion erschöpft sich in kirchlichen Zeremonien und der Predigt einschläfernder Wahrheiten (oder Unwahrheiten), die den Pöbel ruhig an der Arbeit halten, während wir uns Kurzweil suchen, und das Bedürfnis nach solchem Zeitvertreib setzt sich bei uns fest, wie eine Fieberkrankheit mit ausgedörrter Kehle und irren Augen, sinnlos, ausschweifend, unbarmherzig.

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Quelle

Sesame and Lilies, John Ruskin, 1865-1869 (Übersetzung von Maria Kühn, 1910).